Goldenes Jubiläum

31. Mai 2020

Vor 50 Jahren wurde Othmar Gächter SVD zum Priester geweiht. Die Gemeinschaft der Steyler in Sankt Augustin feierte mit dem Jubilar.

Othmar Gächter SVDOthmar Gächter, geboren 1941 in Tobel (Diözese Basel, Schweiz). 1963 bis 1970 Studium der Philosophie und Theologie in St. Gabriel (Österreich). 1970 Priesterweihe. Weiterstudium der Philosophie an der Universität Löwen (Belgien) und des Sanskrit an der School of Oriental and African Studies in London. Von 1974 bis 1978 Studium der indischen Philosophie in Varanasi (Benares, Indien) mit abschließender Promotion. Lehrtätigkeit in Mysore und Hyderabad (Indien) bis 1985, anschließend Mitarbeit im Anthropos Institut und Lehrtätigkeit an der Philosophisch Theologischen Hochschule St. Augustin (seit 1998 Ordinarius für Religionswissenschaft und Religionsgeschichte).


Goldenes Jubiläum

Im Rahmen des Pfingstfests feierten die Steyler Missionare in Sankt Augustin das goldene Priesterjubiläum von Pater Othmar Gächter. In seiner Predigt benannte der Rektor des Hauses, Pater Polykarp Ulin Agan, vier pfingstliche Momente, die er im Leben Pater Gächters entdeckte: zunächst seine Offenheit für Indien, als er am Ende seiner ersten Ausbildung in St. Gabriel nicht Exegese weiter studieren wollte, sondern Indologie und Religionswissenschaft. Ein zweiter Moment des Geistes war die Vertiefung des Studiums in Indien mit einem Stipendium der indischen Regierung ab 1973. Einen dritten pfingstlichen Moment sah Pater Ulin Agan in der Aufenthaltsgenehmigung in Indien für den Unterricht und die Lehre, als es in diesem Land schon keine Arbeitsmöglichkeiten mehr für Missionare und Priester aus dem Ausland gab. Der vierte pfingstliche Moment brachte Pater Gächter schließlich im Jahr 1986 nach Sankt Augustin in das Anthropos Institut, in dem er sich vor allem um die Zeitschrift Anthropos kümmerte, von 1994 bis 2008 auch als deren Chefredakteur.

„Gottes Geist ist im Kommen,“ erklärte Pater Ulin Agan zum Pfingstfest. „In der stillen Pfingstgeschichte des Johannes im Evangelium tritt Jesus unerwartet ein, ja fast unbemerkt öffnet er die verschlossenen Herzenstüren, dringt in die zugemauerten Seelen ein. Was wir oft nicht wissen: Jesus tritt unerwartet auch in unsere Lebensgeschichte ein. Das sind pfingstliche Momente in unserem Leben. Solche Momente ziehen sich durch unsere ganze Lebensgeschichte“ – Othmar Gächter ist dafür ein gutes Beispiel.


Stationen und Momente

Pater Gächter nahm die Gelegenheit wahr und erzählte während des Gottesdienstes und beim Festessen seinerseits von solchen pfingstlichen Momenten. Da war zunächst ganz am Anfang die unerwartete Möglichkeit, bei den Steyler Missionaren ins Gymnasium in die Marienburg zu kommen: Im entscheidenden Augenblick konnte er die schon vorbereiteten Dokumente für eine andere Schule nicht finden und er schrieb an die Adresse der Steyler, die er in der Kinderzeitschrift „Jesusknabe“ (später „Weite Welt“) gefunden hatte.

Nach dem Abitur ging er nach St. Gabriel ins Noviziat und zum Studium. „Früh merkte ich, dass die Bibelauslegung von großer Bedeutung im priesterlichen Dienst ist. So wurde Exegese des Neuen Testaments zunächst der Schwerpunkt meiner theologischen Ausbildung,“ erzählt er. Trotzdem ging er nicht in diese Richtung weiter, sondern wandte sich der Indologie und Indien zu. Die Erklärung des II. Vatikanischen Konzils zum Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen spielte dabei eine wesentliche Rolle, denn darin sieht es die Kirche als „ihre Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern… Sie fasst vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt.“

Vor allem das Buch des damaligen Steyler Missionars Klaus Klostermaier Christ und Hindu in Vrindaban (1968) klärte sein Interesse, durch das Gespräch und die Zusammenarbeit mit Bekennern anderer Religionen die missionarische Aufgabe der Steyler in Indien weiterzuführen. Gegen die Wünsche und Vorstellungen mancher seiner Oberen konnte er sich der Indologie und dem Studium in Indien selbst zuwenden – für ihn ein weiterer Augenblick seines „Eigensinns“ und seines eigenen Weges, der ihn zu zwölf Jahren Studium und Lehrtätigkeit nach Indien führte. „Schwerpunkt war immer die akademische Arbeit, denn ausländische Priester durften nicht mehr hauptamtlich in Pfarreien in Indien arbeiten“, erklärte er.

Dieses Engagement erwähnte auch der Generalsuperior Paulus Budi Kleden SVD, der ihm zu seinem Jubiläum gratulierte: „Dein wissenschaftliches Engagement, andere Kulturen und Religionen zu verstehen und Respekt für sie zu propagieren, ist anerkennt im Kreis der Experten, aber auch wichtig und geschätzt unter den Mitbrüdern, vor allem den jungen Mitbrüdern.“

Dieses Engagement stellte auch der Rektor in den Vordergrund: „Lieber Othmar: Deine mutige Berührung mit fremden Kulturen, gerade in Deinen jungen Jahren, bringt das zum Leuchten, was eigentlich zum Charisma der Steyler Missionare gehört: eine Kultur der wechselseitigen Wertschätzung. Wir brauchen diese Kultur in unseren Familien, in unserer Gesellschaft, in unseren Gemeinschaften und Kommunitäten. Und wir brauchen diese Kultur der wechselseitigen Wertschätzung vor allem auch gegenüber den Menschen, die uns zunächst fremd sind. Deine kritischen Äußerungen bringen zum Leuchten, dass es letztendlich nicht um die künstliche Akzeptanz des Fremden geht, denn das verkennt das Wesentliche. Und dieses Wesentliche ist eben das Fremde des Fremden. Es gehört zur wahrhaftigen Begegnung mit dem Fremden, dass das Fremde als Fremdes anerkannt, respektiert und geachtet wird. Danke, Othmar, für dein gelebtes Priestertum, das vielleicht anders ist als das, wie es viele Menschen verstehen. – Ad multos annos!!!“, erhob der Rektor das Glas auf Pater Gächter.


Christian Tauchner SVD

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