Geister im alten China – wo man ihnen begegnet und wie man sie fernhält

07. Okt 2020

Eine Neuerscheinung aus dem Institut Monumenta Serica: Hu Baozhu, Believing in Ghosts and Spirits: The Concept of Gui in Ancient China (Monumenta Serica Monograph Series 71)

BuchFür die Menschen des alten China war die Welt der Geister (gui) der ihren stets sehr nahe. Die Begegnung zwischen beiden Sphären verlief jedoch nicht ohne Konflikte, wie diese Anweisungen zeigen: „Einen Geist, der Menschen mit Stichen angreift, vertreibe, indem Du mit einem Bogen aus Pfirsichholz, Pfeilen aus dem Holz einer männlichen Jujube und mit Hühnerfedern auf ihn schießt.“ Andere Geister waren dagegen deutlich leichter zu vertreiben: „Einen hungrigen Geist, der um Essen bettelt, vertreibe, indem Du mit Schuhen nach ihm wirfst.“ 

Beide Ratschläge stammen aus dem Rishu (Tägliche Aufzeichnungen), einem Werk aus dem 3. Jahrhundert v.Chr., das durch einen archäologischen Fund im Jahr 1975 ans Tageslicht kam. Neben diesen sehr pragmatischen Handlungsanweisungen zur Vertreibung von bösartigen Geistern gab es im alten China auch die Vorstellung von hilfreichen und verehrungswürdigen Geistern, wie den Ahnen, Naturgeistern und Gottheiten. Diese vielfältige Geisterwelt findet sich bereits in den frühesten schriftlichen Zeugnissen, den in Knochen geritzten Fragen an ein Orakel. In frühen Zeichenlexika wie dem Shuowen jiezi wird das Schriftzeichen gui 鬼 mit seinen zahlreichen Varianten und seinem reichen Bedeutungsfeld vorgestellt. Zentrale Werke der chinesischen Philosophie aus dem sechsten bis vierten Jahrhundert v.Chr. wie das daoistische Buch Zhuangzi des Zhuang Zhou, die Gespräche (Lunyu) des Konfuzius oder das Buch Mozi, das dem Denker Mo Di zugeschrieben wird, befassten sich ebenfalls mit der Frage nach der Existenz von Geistern und dem angemessenen Umgang mit ihnen.

Die Studie Believing in Ghosts and Spirits: The Concept of Gui in Ancient China von Hu Baozhu SVD, einem Mitglied des Instituts Monumenta Serica in Sankt Augustin, stellt die komplexe Entwicklung des Schriftzeichens gui und der ihm zugrundeliegenden Ideen dar. Gui wird dabei unter dem Blickwinkel seiner sprachlichen Wurzeln und literarischen Interpretation, seiner Bedeutung für rituelle Praktiken und die staatliche und gesellschaftliche Ordnung sowie als Element des kosmologischen und religiösen Denkens im alten China untersucht. Bei dem Werk handelt es sich um die überarbeitete Dissertation des Autors an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Das Buch ist als Band 71 der Reihe Monumenta Serica Monograph Series erschienen und kann über den Buchhandel bestellt werden.

Hu Baozhu, Believing in Ghosts and Spirits: The Concept of Gui in Ancient China
Monumenta Serica Institute, Sankt Augustin. Abingdon, Oxon – New York: Routledge, 2021 [erschienen im September 2020]. xxvi, 280 pp. £ 120.00 (gebundene Ausgabe), £ 33.29 (eBook)

ISBN 978-0-367-62634-1 (hbk) • ISBN 978-1-003-11004-0 (eBook) • ISSN 0179-261X

Inhaltsverzeichnis und Bestellungen: https://www.routledge.com/Believing-in-Ghosts-and-Spirits-The-Concept-of-Gui-in-Ancient-China/Baozhu/p/book/9780367626341

Dirk Kuhlmann

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