Franz Bosold SVD (1930 – 2020)

01. Apr 2020

Der Steyler Missionar Pater Franz Bosold SVD verstarb am 1. April im Wendelinusheim. Bedingt durch die Viruskrise finden der Auferstehungsgottesdienst und die Beerdigung innerhalb der Hausgemeinschaft von St. Wendel statt.

 

Pater Franz Bosold SVD

*20.08.1930 – † 01.04.2020


Franz Bosold stammt aus Burghaun, Kreis Hünfeld, Diözese Fulda. Sein Vater Richard (1902-1943) fiel im Krieg. Die Mutter Therese, geb. Giez (1899-1969), schenkte sechs Kindern das Leben. Franz war der älteste. Nach der Volksschule (1936-1940) in Burghaun besuchte er das humanistische Gymnasium (1940-1949) in Fulda. Zeitlebens behielt er einen guten Kontakt zu seinen Schulkameraden. Den Weg zu den Steylern fand er über einen holländischen Japanmissionar, der ihm in der Jugendarbeit imponiert hatte.

Nach dem Abitur (1950) trat er in St. Augustin ins Noviziat ein. Er war einer der jüngsten unter den 20 Novizen, von denen einige gerade aus russischer Gefangenschaft gekommen waren. Nach den Ersten Gelübden (01.05. 1952) folgten die philosophischen und theologischen Studien. Schon in diesen Jahren zeigten sich sein Fleiß und sein Eifer im Apostolat „Missionar & Heimat“, das den Briefkontakt mit Missionaren pflegte. So wuchs er hinein in die weltweite Missionarsfamilie der Steyler. 1956 legte er die Ewigen Gelübde ab und empfing am 30.05. 1957 die Priesterweihe. „Die Bestimmung zum Weiterstudium in Rom am Tage der Primiz war für mich eine Katastrophe.“ Er blieb Pater Schütte ewig dankbar, ihm nach der Lizenz in Kirchenrecht die Bestimmung für den Kongo gegeben zu haben. Franz lernte Französisch in Grenoble und machte sich nützlich als Studienpräfekt im Kleinen Seminar.


Missionsarbeit in Kongo

Als Afrika-Missionar hatte er immer eine unruhige Zeit! Als er am 18.06.1959 den Boden des damaligen Belgisch Kongo betrat, stand das Land zwei Wochen vor seiner politischen Unabhängigkeit. Die stämmigen Neumissionare, die noch kurz vor dem Unabhängigkeitstag (30. Juni 1960) einreisten, hielt man für getarnte belgische Fallschirmjäger in weißer Soutane. Nach einer sehr kurzen Zeit der Einführung in Kalonda kam er als Kaplan von Abbé Clément Ngunga nach Bandundu, damals noch Banningville. Viel Arbeit wartete auf den Neuankömmling. Sechs Volksschulen wollten Religionsunterricht haben; jedes Jahr hatte er rund 500 Erstkommunionkinder. Eine Zeitlang führte er die Sängerknaben von Pater Berends weiter. Sein großes Interesse war eine für alle verständliche Feier der Liturgie. Noch gab es keine Texte in der Kikongosprache. Er übersetzte und legte immer wieder seine Ergebnisse seinem Pfarrer vor.

1962 übernahm er noch die Seelsorge im 18 km entfernten Dima, am Ufer des Kasai. 1963 kam er nach Kenge als Sekretär des Vicarius Delegatus (noch dazu war dieser Regional); die Übersetzungen liefen so nebenher und mündeten in der Herausgabe eines Messbuches in Kikongo.

Im Mai 1964 kehrt er als Pfarrer und Dechant nach Bandundu/St. Hippolyte zurück. Die Stadt wächst und die Gründung einer neuen Pfarrei lässt sich nicht mehr aufschieben. Pater Bosold wird damit betraut (1966). Sie soll in der Nähe des Kollegs St. Paul liegen. Dort steht schon eine kleine Schulkapelle des Kollegs zur Verfügung. Es wird noch etwas dauern bis eine Kirche und ein Pfarrhaus entstehen können. Der Pfarrer ist unermüdlich unterwegs, um seine Pfarrkinder in den einfachen Lehmhäusern zu besuchen und kennenzulernen. Ein „Kreis junger Familien“ soll ihm helfen, gute christliche Familien zu formen. Lehrgänge für Hauswirtschaft, Familien- und Kinderpflege werden geplant.

Ab März 1967 überstürzen sich die Ereignisse und Herausforderungen für ihn: Das 3. Regionalkapitel wählt Pater Bosold als Delegierten zum 10. Generalkapitel in Rom. Im Juni wird Pater Verschuur zum 4. Regional der jungen Provinz gewählt. Auf dem Generalkapitel wird er dann im Dezember zum Generalrat gewählt. Nach seiner Rückkehr zum Kongo wird Pater Bosold (29.02. 1968) sein Nachfolger. Es ist keine einfache Epoche. Der Wind der 68er wehte auch unter den Missionaren… Es ist die Zeit nach dem Konzil. 1969 endet das „Jus commissionis“, das ein Missionsgebiet einer Missionskongregation unterstellt. Im Kongo beginnen Schwierigkeiten zwischen Staat und Kirche. Pater Bosold macht viele Besuche in den Missionen und nimmt sich Zeit für persönliche Kontakte. Er hat immer eine Kiste mit Büchern für Mitbrüder und Schwestern in seinem Jeep. Aber auch Neues entsteht. In Bandundu beginnt das Bibelzentrum CAB seine Zeitschrift und seine Kurse. Das 5. Provinzkapitel (Mai 1972) macht sich Gedanken, wie man den einheimischen Laien Verantwortung in der jungen Kirche übertrage kann. Für die SVD will man ein weiteres Französisch sprechendes Gebiet in Afrika ausmachen und stellt die Frage: Sollen neue, ausländische Missionare noch nach Zaire kommen?


Neue Horizonte in Togo

Nach seinem Provinzialat schlägt er mit seiner Reise nach Sokodé, Togo, ein neues Kapitel in seinem Leben auf. Der dortige Bischof hatte um Steyler Missionare gebeten. Pater Bosold ist bereit. Am 8. Juni 1974 fängt er mit zwei holländischen Mitbrüdern aus Zaire in Togo an. Seine Mission in Togo fand in weniger als drei Jahren einen abrupten Abschluss. Ein banaler Anlass – an den öffentlichen Gebeten für den Präsidenten an einem nationalen Feiertag nahm er nicht teil – genügte für seine Ausweisung. (Ende Januar 1977). Der Generalsuperior schlug ihm vor, wieder nach Zaire zurückzukehren.


Zurück im Zaire

Er wird Pfarrer in der jungen Pfarrei Notre Dame in Kenge. Auch hier haben die Jahre Spuren hinterlassen. Die Christen und der einheimische Klerus sind selbstbewusster geworden. Es war nie einfach gewesen in der Bischofsstadt Kenge, erst recht nicht, seit ein einheimischer Bischof und afrikanischer Klerus nachgerückt sind. Nach gut einem Jahr bittet er um Versetzung nach Bandundu und arbeitet im Bibelzentrum und im SVD-Haus St. Paul. Nach 20 Jahren Afrika macht er 1980/81 ein Sabbatjahr in Abidjan, um die zwei Jahrzehnte in Afrika zu überdenken. Er ging der Frage nach: „Wie können die jungen Kirchen in Afrika sich finanzieren?“

Zurück im Zaire wird er Pfarrer in Masi Manimba, Fumuputu, Diözese Kikwit. Der Auftrag ist, eine zweite Pfarrei St. Paul in dieser Stadt aufzubauen. Dies war 1987 geschehen und er konnte eine Einladung zur Mitarbeit im Bibelverlag Verbum Bible in Kinshasa annehmen. Auch hier kam ihm sein Sitzfleisch beim Schreiben und Korrigieren wieder zugute.


Neue Aufgaben in Rom

In den frühen neunziger Jahren begann das Regime des Langzeitdiktators Mobutu zu wanken. Der einheimische Klerus war zahlreich geworden. Pater Bosold entschied sich, mit 65 nach Europa zurückzukehren (September 1995). Der Generalsujperior lud ihn zur Mitarbeit im Generalat ein: Arnoldus Nota und Archiv. Mit 75 beschränkte er seine Tätigkeit auf das Archiv. Nach seinem Goldenen Priesterjubiläum wagte er sich noch an eine neue Aufgabe heran: „Da ich noch die Süterlinschrift gelernt und geschrieben habe, habe ich im Juli 2007 damit begonnen, die noch nicht veröffentlichten Briefe von Arnold Janssen in den Computer zu tippen. Das Ergebnis ist überraschend. Ich begann die Arbeit in der Überzeugung, nicht mehr als 3.000 Briefe übertragen zu müssen. Pater Alt, der beste Fachmann, schätzte, dass Arnold Janssen 5.000 Briefe geschrieben hatte, von denen 4.500 erhalten seien. Nach gut einem Jahr vermutete ich, dass noch 6.500 Briefe erhalten sind. Nun habe ich 6.546 Briefe übertragen. Zusammen mit den mehr als 1.900 bereits veröffentlichten Briefen sind also noch mehr als 8.300 Briefe von Arnold Janssen erhalten.“

Anfang 2011 machte er in Nemi einen Kurs für Menschen im Dritten und Vierten Lebensalter. Danach packte er in Rom seine sieben Sachen und setzte sich in St. Wendel zur Ruhe.


Die Jahre in St. Wendel

In den letzten Jahren in St. Wendel litt Pater Bosold an verschiedenen Krankheiten, die nach und nach seinen Körper schwächten und seine Mobilität einschränkten. Angang März, er war bereits bettlägerig, musste er in die Diakonie-Klinik nach Neunkirchen verlegt werden. Als jedoch absehbar war, dass er nicht wieder gesund werden würde, holten wir ihn nach Hause zurück, wo er dann am 1. April friedlich entschlief.

Mit seinem Engagement und zähen Fleiß hat Pater Bosold in der SVD und in Afrika Missionsgeschichte geschrieben. Seine Briefe und Rundschreiben zusammen dokumentieren sehr anschaulich die verschiedenen Epochen und Orte seiner Mission. Die Steyler Missionare danken ihm für sein Wirken in Afrika. Sie danken auch seinen Verwandten und Freunden, die ihn unterstützt und getragen haben. An seiner Seite waren auch sie Missionare in Afrika.

Auf Grund der weltweiten Viruskrise feierten die Mitbrüder der Kommunität von St. Wendel den Auferstehungsgottesdienst für Pater Bosold am Samstag, 04. April 2020, um 07.30 Uhr in der Kreuzkapelle des Missionshauses. Anschließend fand die Beisetzung auf unserem Klosterfriedhof statt.


St. Wendel, 04. April 2020


Gerhard Lesch svd


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